In Wien leben knapp 11.000 Menschen in der Grundversorgung, die meisten davon sind in einem laufenden Asylverfahren, manche haben aber bereits zum zweiten Mal einen negativen Bescheid erhalten. Ein Großteil der Menschen in der Grundversorgung lebt privat und bekommt 350€ pro Monat um all ihre Lebenskosten zu decken. Wie das geht, ist nur schwer vorstellbar. Noch prekärer ist es für Menschen, die aus der Grundversorgung rausfallen.
26% aller Menschen in der Grundversorgung leben in organisierten Quartieren von NGOs. Einige Quartiere bieten den Bewohner*innen gute Lebensbedingungen. Andere allerdings nicht: Zimmer und Sanitäreinrichtungen müssen mit vielen Personen geteilt werden, die Nutzung der Küche ist zeitlich eingeschränkt, Besuche nur beschränkt erlaubt und die Menschen fühlen sich oft sozial isoliert und stigmatisiert.
Viele wünschen sich daher, in Wohngemeinschaften zu wohnen, wo sie selbstbestimmter und sozial eingebettet wohnen können. Mit nur 350€ im Monat, ist dies ohne solidarische Unterstützung aber sehr schwierig.
Die Initiative gegen Rückkehrzentren sucht daher Soli-Zimmer für Menschen, die in Lagern oder anderen prekären Verhältnissen leben.
Soli-Zimmer müssen gut überlegt werden. Einerseits – wie immer, wenn es ein neue*r Mitbewohner*in gibt – wird sich einiges am Zusammenleben verändern und das gemeinsame Wohnen muss neu ausdiskutiert werden. Andererseits braucht es die Bereitschaft, anteilig Geld für die Miete aufzustellen. Bei Menschen, die in einem Soli-Zimmern wohnen, kommen meistens noch besondere Faktoren dazu: Die schlechte finanzielle Lage, geknüpft an eine Arbeitsverbot, aufenthaltsrechtliche Unsicherheit bis hin zur Gefahr von Abschiebungen, Hürden über Sprachkenntnisse, das Leben in einer neuen Konstellation, und vieles mehr, führen zu Machtungleichheiten beim zusammen leben und fordern besonderes gute Kommunikation und zeitliche Ressourcen.
1. Modell: Miete solidarisch von Personen außerhalb der WG und die WG stellt ein Zimmer für eine Person
2. Modell: Die Mitbewohner*innen der WG teilen sich anteilig die Kosten für das Soli-Zimmer unter sich auf und zahlen so mehr für ihre Zimmer, um das Zusammenleben mit einer Person die es nicht bezahlen kann zu ermöglichen.
3. Modell: Anteilig zahlt die Person einen Teil der Miete und der andere Teil der Miete wird aus einem solidarischen Kreis an Bekannten und Freund*innen der WG getragen.
Aus Berlin gibt es eine hilfreiche Broschüre, die einige wichtige Punkte thematisiert und Inputs gibt: https://noborderassembly.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1214/2020/07/Solidarity-Asyl-handbook-DE.pdf
Wenn ihr ein freies Zimmer habt und euch vorstellen könnt, ein Soli-Zimmer daraus zu machen, dann meldet euch: rueckkehrzentrenschliessen@systemli.org
Wir besprechen eure Fragen gerne mit euch!